Szenes, Koller‘s Nachfolger, Budapest
Kronprinz Otto anlässlich der Krönung seiner Eltern, Kaiser Karl I. und Kaiserin Zita zum König bzw. zur Königin von Ungarn, Budapest 30. Dezember 1916
Mattes Kollodiumpapier, getont, 22 x 15,8 cm, Prägestempel des Fotografen und Jahreszahlen 1916 und 1917 im Bild rechts unten
Porträtsammlung Habsburger, Kronprinz Otto-03
Erzherzog Otto von Österreich/Otto von Habsburg (geb. am 20. November 1912 in Reichenau an der Rax, gestorben am 4. Juli 2011 in Pöcking in Bayern) war der älteste Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl I. (Karl IV als König von Ungarn, 1887–1922) und dessen Gemahlin Zita, geb. Prinzessin von Bourbon-Parma (1892–1989). Mit der Thronbesteigung seines Vaters nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph I. am 21. November 1916 wurde Erzherzog Otto Kronprinz von Österreich-Ungarn.
Das Foto des Budapester Fotografen Szenes zeigt ihn als königlichen Prinzen von Ungarn in festlichem Gewand. Er trägt eine der ungarischen Magnatentracht nachempfundene Robe, bestehend aus einem mit Hermelinpelz verbrämten Mantel aus Goldbrokat, darunter eine Art Dolman mit Posamentrieverschnürung; dazu einen Hermelin-Kalpak mit Agraffe und weißer Reiherfeder sowie mit Hermelin besetzte Schuhe. Der Kronprinz steht leicht nach rechts gewendet im Bild, die rechte Hand auf die Armlehne eines Fauteuils gelegt.
Die bekanntesten Fotos von der Krönung in Budapest – Karl, Zita und Otto als Dreiergruppe vor einer Brokatdraperie – stammen von Heinrich Schuhmann jun. (auch Schumann, geb. 1888), der Kaiser Karl und seine Familie mehrmals fotografiert und den Kaiser im Ersten Weltkrieg bei dessen Frontbesuchen mit der Kamera begleitet hat. Viele von Schuhmanns Aufnahmen wurden als Postkarten herausgebracht. Das Steiermärkische Landesarchiv hat einige von ihnen in seiner Sammlung. Auch von Photo Szenes sind neben dem vorgestellten Kollodiumabzug einige Fotopostkarten von der Krönung in der Sammlung vorhanden: ein Ganzfiguren-Doppelporträt des Königspaares, zwei Porträts von Kaiserin/Königin Zita in Lichtdruck-Ausführung und zwei Aufnahmen von Kronprinz Otto, die der vorgestellten Fotografie zwar nahekommen, jedoch, was Pose und technische Ausführung betrifft, in der Qualität nicht an diese heranreichen.
Die vorliegende Aufnahme, von der bisher kein zweites Exemplar recherchiert werden konnte, ist im Zuge der Vorbereitungsarbeiten für die Ausstellung „Ein.Blick. Die fotografischen Bestände des Steiermärkischen Landesarchivs“ als Schenkung in die Sammlung des Landesarchivs gekommen.
Von Mitgliedern des Hauses Habsburg findet sich im Archiv ein repräsentativer Bildbestand, in der Porträtsammlung, in diversen Sondersammlungen und allein rund 3.000 Bilddokumente in der Ansichtskartensammlung.
Das Foto ist ein schönes Beispiel eines Matten Kollodiumpapiers. Kollodium-Auskopierpapiere wurden, obwohl bereits 1864 entwickelt, erst ab der Mitte der 1880er Jahre populär und lösten, vorzugsweise in der Porträtfotografie und Hand in Hand mit den Gelatine-Auskopierpapieren, das bis dahin vorherrschende Albuminpapier ab. Matte Kollodiumpapiere waren bis etwa 1920 in Verwendung.
Um das bildgebende Silber vor Oxydation und damit vor dem Vergilben und dem Verlust der Bildinformation zu schützen, wurden Kollodiumpapiere oft mit Gold und anschließend noch zusätzlich mit Platin getont. Auf diese Weise wurde neben der Stabilität des Bildsilbers ein annähernd neutralschwarzer Farbton erreicht. Derart aufwändig behandelte Kopien zeichnen sich, wie auch das vorliegende Foto zeigt, heute noch durch ihre natürliche Wirkung und die durch kein Ausbleichen gestörte Abstufung der Tonwerte aus.