J. C. Angelbeck, Cuxhaven (vermutlich)
Konteradmiral Wilhelm von Tegetthoff, auf Taurolle stehend, mit Säbel unter dem Arm, mit seinem Stab an Deck S(einer). M(ajestät). Fregatte Schwarzenberg, nach dem Seegefecht vor Helgoland am 9. Mai 1864; Aufnahme im Mai 1864 auf der Cuxhavener Reede
Albuminpapier
Archiv Tegetthoff, Familie, K1H2

Das Foto zeigt Wilhelm von Tegetthoff (Marburg an der Drau 1827–Wien 1871) als Kommandant der Fregatte „Schwarzenberg“ inmitten von Offizieren und Besatzungsmitgliedern an Deck des Schiffes. Die Aufnahme ist nach dem Seegefecht vor Helgoland entstanden, in dem Tegetthoff, im deutsch-dänischen Krieg auf Seiten der preußisch-österreichischen Allianz, gegen die Dänen erfolgreich gewesen war. Vor dem Gefecht im Rang eines Linienschiffskapitäns, wurde er einen Tag nach diesem zum Konteradmiral befördert und mit dem Orden der Eisernen Krone 2. Klasse ausgezeichnet.

Die Aufnahme, von der zumindest zwei Originalabzüge (Steiermärkisches Landesarchiv Graz und Stadtarchiv Cuxhaven) existieren, wurde mehrmals publiziert. Der Zeitpunkt ihrer Entstehung wird unterschiedlich angesetzt, d.h. sowohl vor als auch nach dem Gefecht, das am 9. Mai 1864 stattgefunden hat.

Georg Pawlik datiert die Aufnahme in seiner Publikation Tegetthoff und das Seegefecht vor Helgoland (Wien 2000) nach dem 9. Mai 1864, da er den auf dem Foto sichtbaren Fockmast eindeutig als provisorischen identifiziert. Das Provisorium war notwendig geworden, nachdem der Mast während des Gefechtes in Brand geraten war. Das Schiff musste sich in der Folge aus dem Kampf zurückziehen.

In der Literatur zu Wilhelm von Tegetthoff existieren drei weitere, ähnliche, Gruppenaufnahmen, mit und ohne Tegetthoff, sowie eine Aufnahme von Tegetthoff allein, ebenfalls aufgenommen an Deck der Schwarzenberg.

Zum Autor des Bildes, das nicht bezeichnet ist, gibt es divergierende Angaben. Laut Auskunft des Stadtarchivs Cuxhaven ist vermutlich J. C. Angelbeck, der von circa 1842 bis 1876 in der Friedrichstraße in Cuxhaven ein Atelier unterhielt, der Fotograf. Ein zweites, sehr ähnliches, Gruppenfoto mit Tegetthoff wird dem preußischen Hofphotographen C. Jounod zugeschrieben.

Die vorgestellte Fotografie ist ein Beispiel für die Art und Weise, wie in den 186Oer Jahren Ereignisse fotografisch „dokumentiert“ worden sind bzw. „dokumentiert“ werden konnten. Da die technischen Voraussetzungen, d.h. die Lichtstärke der Objektive und die Lichtempfindlichkeit des Negativmaterials, für “Live“-Aufnahmen in Bewegung noch nicht gegeben waren, wurde nicht das Ereignis selbst, sondern die Situation vor oder nach dem Ereignis fotografisch erfasst.

So gibt es auch von den Kampfhandlungen im deutsch-dänischen Krieg ausschließlich bildliche Darstellungen, d.h. Zeichnungen, Stiche und Ölbilder, die der Historienmalerei zuzuordnen sind und die zum Teil von dramatischen Momenten „berichten“. Von Schiffen der am Krieg beteiligten Flotten existieren Fotografien, die allerdings auch nicht in Aktion während der Gefechte, sondern davor oder danach entstanden sind.

Der Fotobestand zu Wilhelm von Tegetthoff im Steiermärkischen Landesarchiv ist ein kleiner. Neben dem vorgestellten Gruppenfoto existiert eine Porträtaufnahme Tegetthoffs im Visitformat, aufgenommen 1866 im Atelier Abdullah Frères in Pera/Konstantinopel, und ein Fotoalbum von der Enthüllung des Tegetthoff-Denkmals in Graz am 1. Dezember 1935, herausgegeben vom Bürgermeister der Stadt Graz. Aus Tegetthoffs Besitz stammt eine Mappe mit Fotografien aus den 1850/60er Jahren, vorwiegend Städte- und Architekturbilder, sowie einige Ansichten von antiken Tempelanlagen.

DIE FOTOGRAFIE DES MONATS | Nr. 05
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